Bürogebäude Wilhelmitorwall 32

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Bürohaus mit Einbeziehung eines historischen Villenbaus (19. Jahrhundert)
    • errichtet 2008
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • freistehende Bebauung an der Ecke Wilhelmitorwall/Heinrich-Mack-Straße
    • Altbau in der Straßenflucht, moderne Erweiterung als nordwestlicher Flügelbau
    • Nachbargebäude: im Süden Neubau eines Bürohauses (2009), gegenüber der HeinrichMack-Straße zweigeschossiger Wohnbau
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • zweigeschossige Bebauung, der Altbau mit Walmdach und Ziegeldeckung, über dem Anbau Flachdach
  4. Baukörpergestaltung:

    • Altbau: rechteckiger Grundriss, straßenseitiger Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel
    • Anbau: L-förmiger Grundriss, den Altbau im Nordwesten und rückseitig übergreifend, Nordfassade abgeknickt
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • starke Überformung des ursprünglich freistehenden Villenbaus durch den Anbau
  6. Fassadengestaltung:

    • Altbau: verputzter Fachwerkbau, Gestaltung als Massivbau (Gesimse und Putzquader)
    • Anbau: Eingangsbereich, Teile der Nordfassade (Erdgeschoss) und Gartenfassaden transparent, mit wandhohen Verglasungen; sonst Nordfassade und westliche Schmalseite mit Paneelen verkleidet, darin im Obergeschoss Fensterband
  7. Detaillierung:

    • großflächige Verglasungen mit vorwiegendvertikaler Teilung durch Profile
    • Eingang mit schmalem Vordach
    • geschlossene Wandflächen mit Verkleidung, durch feine Profile horizontal gegliedert, scheinbare Interpretation von Quadermauerwerk durch Farbwechsel
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Metallprofile und Stützen in grauer Farbgebung
    • Wandverkleidung in unterschiedlichen grünen, transluzent wirkenden Farbtönen
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • durchaus reizvoller Kontrast des Anbaus mit dem historischen Gebäude, wobei Grautöne der Fensterfaschen und -läden des Altbaus übernommen sind
    • Wandverkleidungen in Grüntönen leiten in den Grünraum über
  10. Abschließende Bewertung: –

    • Störung des Charakters des einst freistehenden Villenbaus
    • Bauvolumen und rein gewerbliche Nutzung sind als problematisch zu bewerten
    • Parkplätze auf dem rückwärtigen Gartengrundstück stellen Beeinträchtigung der Freiraumgestaltung dar
Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

An der Westseite des Wilhelmitorwalls befindet sich auf der Parzelle Nr. 32 ein Villenbau des 19. Jahrhunderts mit Putzfassade. Das Haus zeigt sich äußerlich in den Formen der Zeit um 1900, stammt jedoch als Fachwerkbau noch aus den Jahren um 1850. Es ist ein zweigeschossiges Gebäude mit fünf straßenseitigen Fensterachsen, Traufgesims und Walmdach. Der Sockel besteht aus Werksteinmauerwerk. Die symmetrische Fassade ist durch einen dreiachsigen Risaliten mit Dreiecksgiebel zentriert. Mit dem Verputz sind die Fassaden durch Gesimse und scheinbares Quadermauerwerk als Massivbau gestaltet. An den hochrechteckigen Fenstern sind hölzerne Rahmen und Gesimsverdachungen angebracht, im Erdgeschoss kommen Fensterläden hinzu.

Seit 2008 wird das ehemalige Wohnhaus gewerblich für Büros genutzt und wurde dafür zu diesem Zweck baulich erweitert. An der Nordwestseite des Gebäudes entstand ein zweigeschossiger Flügelbau mit abgewinkelter Fassade zur benachbarten HeinrichMack-Straße. Der im Grundriss L-förmige Anbau übergreift einen Teil der Nordfassade und auch die Rückfront des Altbaus.

Im Anschluss an den historischen Wohnbau tritt der Anbau mit einer vollflächigen Verglasung in Erscheinung, in die der Eingang integriert ist. Die transparente Fassadengestaltung erstreckt sich auf den anschließenden Erdgeschossbereich des Flügelbaus und gibt den Einblick in den zweigeschossigen Eingangsbereich und das im Inneren sichtbare Fachwerk des Altbaus frei. Die Teilungen der Glasflächen bestehen aus grauen Profilen, über dem Eingang befindet sich ein Vordach in gleicher Farbgebung. Der graue Farbton ist von den Fensterfaschen und -läden des Altbaus übernommen.

Im hinteren Bereich des Anbaus und im Obergeschoss sind die Fassaden mit kleinteilig gegliederten Paneelen verkleidet. Die Verkleidung ist durch feine Profile horizontal gegliedert und erinnert mit den Farbwechseln an Quadermauerwerk. Mit den grünen, transluzent wirkenden Farbtönen wird dieser Eindruck jedoch persifliert und eine Verbindung zum Grünraum geschaffen. Im Obergeschoss der Nordfassade befindet sich ein Fensterband. Über dem Eingang kragt der der hier schwebend erscheinende Fassadenbereich als Wandscheibe aus. Die hofbzw. gartenseitigen Fronten des Anbaus sind über beide Geschosse wandhoch verglast.

Das Haus befindet sich auf einem großzügige Gartengrundstück, das sich sich über die Parzellen Wilhelmitorwall 31 und 32 erstreckt. Es wird teilweise auch als Parkplatz für die PKW der Mitarbeiter in den Büros genutzt.

Der sorgfältig und durchaus ansprechend gestaltete Anbau überformt das historische Gebäude und stört ihren Charakter als freistehender Villenbau. Gravierend ist der Aspekt der monofunktionalen, gewerblichen Verwendung des Gebäudes und die Nutzung des Grundstücks für PKW-Stellplätze.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)