Bürohaus Georg-Eckert-Straße 3

Ansicht von Nordosten

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Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Bürogebäude
    • Neubau von 2000
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • Solitärbau an der Südostflanke der GeorgEckert-Straße
    • Nachbargebäude: im Osten Schulgebäude von 1870, westlich das Rizzi-Haus
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • maximal viergeschossiger Bau mit Flachdächern und zurückgesetztem Satteldach Aufbau
  4. Baukörpergestaltung:

    • mehrteiliges Gebäude mit kubischem Hauptbaukörper
    • an- und vorgelagerte Bauteile in unterschiedlicher Gestaltung
    • Hauptbauteil mit Staffelgeschoss und eingezogenem Satteldach
    • turmartiges Treppenhaus
    • am Ostende weiterer Gebäudeteil
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Überfrachtung mit Architekturmotiven verwischt die Fügung der Baukörper und wirkt in der Umgebung zu kleinmaßstäblich
  6. Fassadengestaltung:

    • Hauptbaukörper mit Lochfassade, quadratische Fenster
    • vorgelagerter Bauteil am Westgiebel weitgehend in Stützen aufgelöst und offen (Fluchttreppe)
    • erkerartiger Vorbau über Stützen sowie bügelartiges Tor (Eingang) mit unterschiedlichen Fluchten vor der Straßenfront
    • Treppenhaus mit Fassade aus Glasbausteinen
    • Bauteil am Ostabschluss mit Wandscheiben gestaltet, Fuge zum Treppenhaus mit Stahlgerüst
  7. Detaillierung:

    • vielfältige Detaillierung mit unterschiedlichen Fensterformen und -formaten sowie -teilungen
    • verschiedenartige Vor- und Dachaufbauten
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Hauptbaukörper in Klinkermauerwerk, darin Holzfenster
    • Vor- und Anbauten verputzt und weiß gestrichen
    • Treppenhaus mit Glasbausteinen
    • Satteldach-Aufbau mit gefälzter Metalldeckung
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Materialien nehmen weitgehend diejenigen der baulichen Umgebung auf
    • Verunklärung der Fassaden durch zusammenhanglos erscheinende Komposition unterschiedlicher Architekturmotive
  10. Abschließende Bewertung: – –

    • das Haus zeigt trotz sorgfältiger Detaillierung und Materialwahl eine wenig überzeugende, zu kleinteilig anmutende Ansammlung von Architekturmotiven
    • Beitrag zur Steigerung des heterogenen Charakters der Georg-Eckert-Straße
Ansicht von Nordosten

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Ansicht von Nordwesten

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Die vierspurige Georg-Eckert-Straße entstand in den 1970er Jahren und stellt einen empfindlichen Eingriff in den historischen Stadtkörper Braunschweigs dar. An ihrer Südseite wurden nach und nach verschiedene, größere Bauvorhaben realisiert, von denen einige städtebaulich und gestalterisch bis heute umstritten sind (z.B. ehem. Horten-Kaufhaus).

Eines der jüngsten Gebäude ist hier das 2000 errichtete Bürohaus Georg-Eckert-Straße 3. Es schließt als Solitärbau die Südostflanke des S-förmigen Straßenverlaufs riegelartig ab. Im Osten befindet sich ein gründerzeitliches Schulgebäude, ein freistehender Ziegelbau von 1870. Westlich, auf der gegenüberliegenden Seite der hier rudimentär erhaltenen Friesenstraße, steht das Rizzi-Haus.

Das vielfältig unterteilte und gegliederte Gebäude zeigt einen primären, dreigeschossigen Baukörper, dessen Kubus sich straßenseitig mit einer Klinkerfassade und Quadratfenstern zu erkennen gibt. Er besitzt ein verputztes Staffelgeschoss mit Fensterband, über dem ein wiederum zurückgesetztes Satteldach aufsitzt. Das Dach zeigt verglaste Giebel und eine gefalzte Metalldeckung. An der westlichen Schmalseite ist dem Kernbau ein verputzter, stabhaft gestalteter und offener Bauteil vorgelagert. Seine schlanken Stützen fassen Erd- und 1. Obergeschoss zusammen, darüber befindet sich ein weiteres, ebenfalls offenes Stockwerk mit umlaufender Loggia sowie eine Dachterrasse mit Pergola. Dieser südliche Vorbau birgt einen Treppenaufgang (Fluchttreppe).

Weitere Bauteile mit Putzfassaden befinden sich vor dem Hauptbaukörper. In seiner Mitte besteht im 1. Obergeschoss ein über Stützen ruhender Vorbau mit hochrechteckigen Fenstern. Daneben befindet sich, in leicht veränderter Flucht, eine bügelartige Wandscheibe mit gestuftem Sturz, sie rahmt den Haupteingang. Am östlichen Giebel des zentralen Baukörpers schließt das viergeschossige, vollständig mit Glasbausteinen versehene Treppenhaus an, dessen turmartiger Baukörper vorspringt und die veränderte Flucht der Wandscheibe am Eingang aufnimmt.

Durch eine schmale Fuge vom Treppenhaus abgeteilt, schließt das Bürohaus im Osten mit einem weiteren Bauteil ab, dessen Fassaden verputzt sind. Dieser Gebäudeteil ist mit Wandscheiben und unterschiedlich gestalteten Öffnungen versehen, sein Übergang zur Rückfront ist viertelkreisförmig. In der Fuge zum Treppenhaus zeigt sich ein Gerüst aus Stahlträgern, das über die Dachzone nach Westen ausgreift.

Die Fenster und Glasflächen sind mit Sprossenteilungen in unterschiedlichen Maßstäben versehen. An der Rückseite befindet sich ein verglaster Vorbau mit schräggestellter Fassade.

Das Bürohaus zeigt eine durchaus sorgfältige und maßstäbliche Detaillierung sowie Verwendung von Baumaterialien, wie sie auch in der Nachbarschaft vorkommen. Insgesamt bietet es jedoch eine wenig überzeugende Ansammlung von Architekturmotiven. Damit wirkt das Gebäude nicht ganzheitlich und zerfällt in Maßstäbe, die in der heterogenen Umgebung an der Georg-Eckert-Straße zu kleinteilig wirken. Die hier versäumte Gelegenheit, im Angesicht der Magnikirche eines der ältesten und schönsten Quartiere des alten Braunschweig mit klarer konzipierter, hochwertiger Architektur abzurunden, wiegt schwer.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)