Bürohaus Güldenstraße 25

Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Bürogebäude
    • Neubau aus dem Jahr 2004
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • langgestreckte Bebauung zwischen Güldenund Echternstraße
    • südliches Nachbargebäude: terrassenförmig gestaffeltes Wohn- und Geschäftshaus der 1960er Jahre
    • Nordseite: bislang unbebautes Grundstück
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • mehrteiliger Gebäudekomplex mit bis zu insgesamt sechs Geschossen, Flachdächer
  4. Baukörpergestaltung:

    • Gliederung in mehrere, kubische Baukörper
    • Riegelartiger Hauptbau in horizontaler Ausrichtung mit Staffelgeschossen und rückseitiger Kammstruktur, offene Höfe zur Echternstraße
    • zwei vorgelagerte Baukörper in waagrechter und vertikaler Ausrichtung flankieren zurückliegenden Eingang im Hauptbau, darüber großes Vordach mit schräger Kante
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Komposition der Baukörper wird durch Vielfalt der Motive überlagert
    • Verstärkung des heterogenen Eindrucks der Güldenstraße
  6. Fassadengestaltung:

    • Hauptbau mit großflächiger Glasfront zur Güldenstraße, rückseitig Putzflächen mit großen Fensteröffnungen, verputztes Staffelgeschoss mit Vorbauten
    • flankierende Baukörper an der Güldenstraße mit horizontalen bzw. vertikalen Fensterbändern, verschiedene Fensterformate
  7. Detaillierung:

    • unterschiedliche Fensterformate
    • Binnenteilung der Glasflächen mit PfostenRiegel-Konstruktionen, z.T. zweischichtige Verglasung
    • auskragende Vordächer und Sonnenschutzelemente
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Glasfassade, Verkleidungen mit Natursteinplatten, Putzflächen in unterschiedlicher Farbgebung, Vorbauten der Staffelgeschosse mit Holzverkleidung
    • großes Vordach mit Stahlstützen und Verglasung
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Konglomerat aus Formen und Materialien wirkt nicht ganzheitlich und verstärkt den Eindruck eines fragmentierten Stadtraums
  10. Abschließende Bewertung: – – –

    • mit der Schließung einer großen Baulücke ist die Gelegenheit verpasst, ein Gebäude in maßstäblich gestalteter Großform als beruhigendes Element in den Kontext der Güldenstraße einzufügen
Ansicht von Südosten

Ansicht von Südosten

Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

Die Güldenstraße war im alten Braunschweig eine der wichtigen Nord-Süd-Straßen des Weichbildes Altstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie als westliche Komponente des Kerntangenten-Vierecks vierspurig ausgebaut und bildet heute eine starke Zäsur im Stadtkern. Die Bebauung zeigt sich, auch in den Baufluchten, sehr heterogen und ist noch immer von Lücken gekennzeichnet. Historische Gebäude sind nur im Umfeld der St. Michaeliskirche erhalten geblieben.

Auf einem großen, bislang für eine Tankstelle genutzten Grundstück wurde 2004 ein Bürohaus für eine Baugenossenschaft errichtet. Das Gebäude erstreckt sich über die gesamte Tiefe der Parzelle und reicht rückseitig an die Echternstraße. Im Süden schließt es an das Eckgebäude zur Sonnenstraße an, das als Terrassenhaus mit gestuft zurückgezogenen Stockwerken den Vorstellungen der 1960er Jahre entsprechend gestaltet ist. Im Norden des Bürohauses befindet sich eine größere, unbebaute Fläche.

Das Gebäude bildet eine Komposition aus lagernden und stehenden Baukörpern. Der Südabschnitt wird an der Güldenstraße von einem langgestreckten, zweigeschossigen Baukörper mit vorherrschend horizontalen Wandöffnungen bestimmt. Er ist mit Natursteinplatten verkleidet und korrespondiert dadurch mit dem vertikal ausgerichteten, fünfgeschossigen Kopfbau am Nordende. Dieser Kopfbau springt in den Straßenraum vor und ist durch vertikal angeordnete Fensterelemente geprägt. Beide Gebäudeteile sind einem zurückliegenden Hauptbau angelagert und flankieren den Eingang, dem eine breite Freitreppe vorgesetzt ist.

Der riegelartige Hauptbaukörper des Bürokomplexes ist viergeschossig und zeigt eine weitgehend verglaste Front, die in den beiden oberen Stockwerken kleinteilig gegliedert und zweischichtig angelegt ist. An den Seiten- und Rückfassaden ist er weitgehend verputzt und teilweise mit gelblichen Farbtönen in Wischtechnik gefasst. Der Hauptbau hält mit seiner südlichen Schmalseite einen beträchtlichen Abstand zur Brandwand des Nachbarhauses. Er besitzt einen eigenständig erscheinenden Aufbau mit zwei Staffelgeschossen, die an den turmartigen Baukörper im Norden anschließen.

Die Staffelgeschosse sind weiß verputzt und straßenseitig mit erkerartigen Vorbauten versehen. An diesen sind Holzverkleidungen und auskragende Vordächer angebracht, ihre Fenster zeigen liegende Formate. Vor dem Eingangsbereich tragen zwei schlanke Stahlstützen ein langes, weit auskragendes und verglastes Vordach mit schräger Kante. Das Vordach befindet sich knapp unter der Traufe des 3. Obergeschosses und schließt damit die Glasfront des Hauptgebäudeteils ab. An der Rückseite zur Güldenstraße springt der Hauptbau zweifach vor. Die kammartige Struktur schafft hier entsprechende, offene Hofsituationen, die als asphaltierte Abstellfläche für Fahrzeuge genutzt werden. Die Gebäudevorsprünge ruhen im Erdgeschoss auf Stützen. Ein hoher Metallzaun umgibt die beiden vorspringenden Gebäudeteile und den Hof.

Das Bürogebäude der Baugenossenschaft verstärkt den Eindruck der ungeordnet erscheinenden Szenerie im Verlauf der Güldenstraße. Es handelt sich um einen Gebäudekomplex, der auf Grund seiner Vielfalt an Bauformen, Materialien und Farben in Fragmente zerfällt. Diese Fragmente bauen kaum eine Beziehung zueinander und auch nicht zu ihrer bereits heterogenen Umgebung auf. Die Westseite des Baukomplexes wirkt mit ihren abgezäunten, leblosen Asphaltflächen als wirkliche Rückseite.

Mit der Neubebauung ist die Möglichkeit nicht genutzt worden, den unwirtlichen Eindruck einer städtebaulichen Schneise mit einem ganzheitlich konzipierten Gebäude zu lindern. Hier wäre eine konsequent, aber maßstäblich gestaltete Großform angebracht gewesen. Sie hätte den Stadtraum an der Straßenflucht schließen können und damit Vorbild für die nördlich anzuschließende Bebauung und einen zu gegebener Zeit möglicherweise vorzunehmenden Ersatz des Terrassenhauses zur Sonnenstraße sein können.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)