Geschäfts- und Bürohaus Kattreppeln 18-19

Ostfassade

Ostfassade

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Geschäfts- und Bürogebäude in der Fußgängerzone, errichtet 2010/11.
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • geschlossene Bebauung an der westlichen Straßenseite;
    • Nachbargebäude: südlich: Kattreppeln 17, dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus von um 1900 (Backstein und Putz) mit Jugendstildekor; nördlich: Hutfiltern 9, Geschäftshaus von 1909 mit Natursteinfassade.
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • viergeschossige Bebauung mit Flachdach.
  4. Baukörpergestaltung:

    • kompakt gestalteter Baukörper;
    • hofseitig mit Einbeziehung historischer Bausubstanz (Postverwaltung aus dem späten 19. Jh.).
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Länge des Baukörpers zeigt großen Maßstabssprung zur umgebenden Bebauung;
    • Linderung der Fassadenausdehnung durch gestalterische Elemente;
    • Traufhöhe nimmt Bezug auf Nachbargebäude.
  6. Fassadengestaltung:

    • horizontale Gliederung in zweigeschossigen Laden- und zweistöckigen Bürobereich anhand der Geschosshöhen und Fensterformate;
    • bodentiefe und großformatige Eingangs- und Fensteröffnungen im Erd- und 1. Obergeschoss;
    • querrechteckige, z.T. bandartige Fenster in den Bürostockwerken;
    • Variation der Breiten der Fassadenöffnungen;
    • gegeneinander versetzte Anordnung der Fensteröffnungen in den Geschossen.
  7. Detaillierung:

    • knappe bzw. schlanke Detaillierung der Fassadenöffnungen (schlanke Einfassungen und Binnenteilungen);
    • Fenster- bzw. Glasflächen z.T. leicht schräg in Laibungen eingefügt;
    • Teilbereich der Fassade in den Bürogeschossen ebenfalls leicht geneigt, hier bündig eingesetzte Fensterverglasungen.
  8. Materialien und Farbgebung:

    • Fassadenverkleidung mit hellgrauen Natursteinplatten;
    • Einfassungen der Wandöffnungen mit linearen, dunklen Stahlrahmen;
    • Fensterrahmungen aus Messing, Binnenteilungen mit sehr schlanken, dunklen Metallpfosten;
    • einzelner Ladeneingang mit orangefarbener Rahmung.
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • mit hochwertigen Materialien und großmaßstäbliche Fassadengestaltung erhält das Gebäude trotz dezenter Farbgebung dominanten Charakter.
  10. Abschließende Bewertung: -

    • großvolumiges Geschäftshaus in guter Detaillierung mit wertigen Materialien;
    • erheblicher maßstäblicher und gestalterischer Kontrast zur eher kleinteiligen städtebaulichen Umgebung.
Ostfassade

Ostfassade

Der Kattreppeln gehört zum Fußgängerbereich der Innenstadt Braunschweigs. Hier wurde in zentraler Lage 2011 ein neues Geschäfts- und Bürohaus eröffnet. Es handelt sich um ein langgestrecktes Gebäude, dessen Fassade einen Großteil der westlichen Straßenfront einnimmt. Der Neubau entstand an Stelle eines Postverwaltungsgebäudes aus den 1950er Jahren sowie zweier Wohn- und Geschäftshäuser mit schlichten Putzfassaden und Satteldächern am Nordende der Straßenzeile. Während das Postgebäude mit deutlich zurückgesetzter Front positioniert war, ist die Fassade des Neubaus an der von der Nachbarbebauung vorgegebenen, historischen Straßenflucht ausgerichtet. Im Süden schließt ein Gebäude aus der Zeit um 1900 mit Jugendstildekor an, während das neue Geschäftshaus im Norden an ein 1909 errichtetes Warenhaus mit hochwertiger Natursteinfassade angrenzt. Im Hofbereich wurde ein Teil des Altgebäudes der Postverwaltung aus dem späten 19. Jahrhundert (denkmalgeschützte Fassade) in den Neubau einbezogen.

Das viergeschossige Gebäude ist horizontal in zwei hohe Ladengeschosse und zwei niedrigere Büroetagen unterteilt. Die Fassade ist durchgehend mit hellgrauen Natursteinplatten mit sauberen Verfugungen verkleidet. Die massiven Fassadenbereiche treten aufgrund der großflächigen Fenster lediglich als mehr oder weniger breite Pfeilerabschnitte und Horizontalstreifen ohne gliedernde Elemente in Erscheinung. Im Erd- und 1. Obergeschoss (Ladengeschosse) sind die breit angelegten Fenster- und Eingangsöffnungen bodentief, während sie in den Bürostockwerken mit Brüstungen ausgebildet sind. Es dominieren betont querrechteckige Wandöffnungen, wobei die Bürofenster im 2. und 3. Obergeschoss teilweise als Fensterbänder angelegt sind. Die Fensterlaibungen sind mit knappen Stahlrahmen eingefasst, die Fensterverglasungen selbst zeigen schlanke Rahmungen aus Messing und ebenso schlanke Teilungsstäbe. Die Ausführung der Fassadendetails zeigt hohe Präzision und Qualität. Ein Ladeneingang ist mit einer orangefarbenen Rahmenverkleidung betont.

Die Variation und Platzierung der Wandöffnungen sind entscheidender Faktor der Fassadengestaltung. Sämtliche Eingangs- und Fensteröffnungen sind, mit wechselnden Breitformaten, geschossweise gegeneinander versetzt in die Fassade eingefügt. Hinzu kommen wechselweise mit Laibungen oder außen bündig angeordnete Fensterverglasungen. Ein weiteres Gestaltungsmittel sind in horizontaler Richtung leicht schräge Verglasungen. In den beiden oberen Stockwerken ist auch ein Teil der gesamten Fassadenoberfläche leicht keilförmig eingeschwenkt, dass er an eine vorstehende Kante der normalen Fassadenflucht stößt. In der schrägen Fassadenfläche sitzen die Fensterbänder außen bündig.

Aus der Fußgängerperspektive ist die lange Straßenfront nur in starker Verkürzung zu betrachten. Die variierenden Fensterformate, ihre gegeneinander verschobene Platzierung und die leichten Schrägstellungen von Fensterflächen und eines Fassadenabschnitts lockern diese Front auf. Allerdings erscheinen die geschilderten Entwurfselemente willkürlich und spiegeln nicht die Grundrissdisposition im Inneren des Hauses wider. Letztlich sollen sie die Breitenwirkung der langgestreckten Fassade mildern.

Der Neubau dieses Geschäfts- und Bürohauses ist ein Beispiel für die Tendenz einer weiteren baulichen Verdichtung in der Innenstadt unter Ausdehnung der Gebäudegrößen mit Beseitigung kleinteiliger Strukturen. Eine Tendenz, die aufgrund wirtschaftlicher Aspekte nicht immer zu vermeiden ist und bereits in den Jahren um die Jahrhundertwende 1900 beobachtet werden kann.

Die letztlich großmaßstäbliche Fassadengestaltung kontrastiert zu den historischen Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung und auch zu den schlichten Fronten der Nachkriegsbebauung. Störend wirkt die orangefarbene Betonung eines der Ladeneingänge. Trotz hochwertiger Materialien und einer soliden Ausführung erscheint das Geschäfts- und Bürohaus im Zusammenhang mit einer noch von kleinteiligen Strukturen und von Baudenkmälern geprägten Umgebung problematisch.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)