Kleines Haus des Staatstheaters

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Westen

Ansicht von Westen

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Theatergebäude
    • errichtet 1996
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • dreieckiges Grundstück an der spitzwinkligen Ecke Magnitorwall/Anna-Amalia-Platz
    • Nachbargebäude: Magnitorwall: Gründerzeitbau (in Gesamtprojekt einbezogen), Anna-Amalia-Platz: Schulbau von um 1910
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • drei- und viergeschossige Gebäudeteile so wie Bühnenturm mit Flachdächern
  4. Baukörpergestaltung

    • massive Gebäudeteile mit Bühnenturm, durch Fugen von Nachbargebäuden abgesetzt
    • transparenter Rundbau an der Ecksituation
    • Westfassade mit vorgelagerter, massiver Freitreppe
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • auf Grund der Maßstäbe und Detaillierung reizvoller Kontrast zwischen Theaterbau und historischer Nachbarbebauung
    • Rundbau als markante Betonung der Ecksituation, beinhaltet Haupteingang
  6. Fassadengestaltung

    • massive Gebäudeteile mit Natursteinplatten verkleidet, darin kontrastierend große Öffnungen (u.a. Loggien) und kleine Rundfenster (Okuli)
    • Bauteil Magnitorwall mit über Fensterband auskragendem Flachdach
    • Fuge Magnitorwall in Stahl und Glas mit Balkonen (Treppenhaus)
    • weitgehend transparenter Rundbau mit runden Stahlstützen, eingezogenem Erdgeschoss (umlaufender Laubengang), vor dem 1. Obergeschoss Laufgang, 2. Obergeschoss mit waagerechtem Fensterband
  7. Detaillierung

    • geschichtete Fassadenebenen mit Balkonen und Loggien sowie Laubengang
    • massive Bauteile mit quadratischem Fugennetz
    • transparente Fassaden mit differenzierter Binnengliederung durch Pfosten und Riegel
    • filigrane Geländer
  8. Materialien und Farbgebung

    • hellgelbe Sandsteinplattenverkleidung
    • Stahlstützen, Profile, Geländer und Verkleidungen am Rundbau silberfarben
    • Anschluss an südliches Nachbargebäude verputzt und weiß gestrichen
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • Natursteinplatten korrespondieren mit Altbauten
    • Balkone nehmen Merkmale des Nachbarhauses Magnitorwall auf
    • eigenständige, zeitgemäße Architektur fügt sich mit sorgfältiger Komposition und Detaillierung in den Kontext ein und wertet städtebauliche Situation auf
  10. Abschließende Bewertung: + + +

    • Beispiel für gelungenen modernen Theaterbau
    • Bereicherung des Stadtbildes an wichtiger Stelle
Ansicht von Nordosten

Ansicht von Nordosten

Ansicht von Westen

Ansicht von Westen

Für das Kleine Haus des Braunschweiger Staatstheaters wurde, nach einem Architekturwettbewerb, ein 1996 vollendeter Neubau errichtet. Sein Standort befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Großen Haus, das 1856-61 innerhalb des ehemaligen Herzoglichen Parks entstanden ist. Das Kleine Haus befindet sich auf einem dreiecken Grundstück, das die spitzwinklige Ecke zwischen dem Magnitorwall und der ehemaligen Friesenstraße (heute Anna-AmaliaPlatz) abschließt. Vor der Baumaßnahme bestand auf der städtebaulich bedeutenden Parzelle noch eine kriegsbedingte Brachfläche.

Der Theaterbau gliedert sich in einen massiven und einen transparent gestalteten Bereich. Die massiven Gebäudeteile sind an den Fassaden mit Natursteinplatten verkleidet und schließen an die Nachbarbebauung an. Diese Anschlüsse sind jedoch mit deutlichen Fugen ausgebildet. Am Magnitorwall ist die Fuge zu dem angrenzenden Gründerzeitbau transparent gestaltet und beinhaltet ein Treppenhaus. Die Treppenläufe erschließen das Kleine Haus selbst und den benachbarten Gründerzeitbau, der ebenfalls für die Zwecke des Theaters genutzt wird.

Die Glasfront des Treppenhauses ist mit balkonartigen Austritten versehen. Der anschließende, als Kubus wirkende, massive Gebäudeteil ist mit Ausnahme einer Loggia im Hochparterre weitgehend geschlossen. Er zeigt in den drei oberen Geschossen lediglich kleine Rundfenster. Dieser Kubus wid von einem deutlich überstehenden Flachdach abgeschlossen, das über einem Fensterband zu schweben scheint. Im obersten Stockwerk befindet sich eine gastronomische Einrichtung mit Freiterrasse über dem nördlichen Gebäudeteil.

An den massiv wirkenden Baukörper schließt der nördliche, transparente Gebäudeteil an, der als Rundbau die Ecksituation wirkungsvoll betont. Dieser Gebäudeteil erhält seine primäre Gliederung durch schlanke Rundstützen aus Stahl und einen auskragenden Umgang im Obergeschoss. Seine weitgehend verglasten Außenwände sind im Erdgeschoss so weit eingezogen, dass hier eine Laubengangsituation entsteht. Damit ist gleichzeitig ein Wetterschutz für den dortigen Haupteingang gegeben.

Das hohe Erdgeschoss beinhaltet das transparent gestaltete Foyer. Im Obergeschoss springt die Fassade bis in Flucht der Rundstützen vor. Das 2. Obergeschoss ist mit horizontal strukturierten Metallplatten verkleidet und zeigt ein schmales Fensterband. Damit zeichnet sich der prägende Rundbau an der markanten Ecksituation durch eine differenzierte Kombination von vertikalen und horizontalen Elementen aus.

An der Westfassade geht der Rundbau in eine geradlinige Fassade über und läuft wieder gegen den massiven Gebäudeteil. Dieser ist hier geschossweise gestaffelt, wobei der geschlossene Bühnenturm über den gesamten Theaterbau herausragt. Prägend für die Ansicht am Anna-Amalia-Platz ist auch eine massive, dreiläufige Außentreppe, die dem Bau vorgelagert ist. Der große Wandbereich vor dem Bühnenturm zeigt einen großen Einschnitt mit zweigeschossiger Loggia.

Das Kleine Haus ist ein gelungenes Beispiel für ein zeitgemäß gestaltetes, öffentliches Gebäude mit kultureller Nutzung. Es besetzt eine wichtige städtebauliche Situation und wirkt hier als Blickfang. Die differenziert-transparente Erscheinung des gerundeten Gebäudeteils zeigt sich einladend und offen. Mit dem geschlossen wirkenden, mit Natursteinen verkleideten Gebäudebereichen ist der Bezug zu den älteren Nachbargebäuden gegeben. Positiv erscheint auch die Einbeziehung historischer Bausubstanz in das Gesamtprojekt, wie dies hier anhand des Gründerzeithauses am Magnitorwall geschehen ist.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)