Schuberthof

Ostfassade an der Wendenstraße

Ostfassade an der Wendenstraße

  1. Nutzung, Bauzeit:

    • Wohnanlage, errichtet 2011/12.
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude:

    • zweiteilige Bebauung an der Wendenstraße und im rückwärtigen Hofbereich;
    • Hauptgebäude: fünfgeschossiges Wohnhaus in geschlossener Bebauung;
    • Nachbargebäude: Wendenstraße 36 und 38: viergeschossige Wohn- und Geschäftshäuser, Putzbauten mit Satteldächern aus den 1950er Jahren.
  3. Geschossigkeit und Dachform:

    • fünfgeschossiges Vorderhaus mit Flachdach;
    • rückwärtiger Bautrakt ebenfalls fünfgeschossig, mit Flachdach.
  4. Baukörpergestaltung:

    • kompaktes Vordergebäude, schlichter Kubus mit glatter Front zur Wendenstraße;
    • das Rückgebäude am Südende gestaffelt und abgestuft, der Nordteil mit leicht schräggestellter Bauflucht.
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung:

    • Vorderhaus an der Wendenstraße kontrastiert mit Flachdach zur benachbarten Bebauung.
  6. Fassadengestaltung:

    • Vordergebäude mit glatter, prägend horizontal gegliederter Fassade (Fensterbänder);
    • im Erdgeschoss bilden seitliche Torfahrt und unterschiedliche Befesterung asymmetrischen Akzent;
    • Rückfront des Vorderhauses mit Loggien/Balkonen.
  7. Detaillierung:

    • Putzfassade;
    • Fensterbänder mit horizontalen Rahmungen, darin unregelmäßige, in den Stockwerken gegeneinander verschobene Platzierung der Fensteröffnungen;
    • zwischen den Fensteröffnungen wechselnd Putz- und Farbfelder in lockerer Anordnung.
  8. Materialien und Farbgebung:

    • hellgrau gestrichene Putzfassade;
    • Einfassungen der Fensterbänder aus dunklen Metallprofilen;
    • Wandflächen zwischen Fenstern im Wechsel verputzt und in unterschiedlichen Grautönen gestrichen sowie mit farbig hinterlegten Kunststoffplatten (gelb, orange, hellgrün) bekleidet.
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung:

    • Betonte Horizontalgliederung steht im Gegensatz zu konventionellen Lochfassaden der Nachbarbebauung;
    • die an sich belebenden Farbakzente ergeben ein insgesamt unruhiges Fassadenbild.
  10. Abschließende Bewertung: -

    • wichtige Schließung einer Baulücke;
    • Baukörper mit Flachdach sowie Fassaden- und Farbgestaltung des Vorderhauses bilden starken Gegensatz zur konventionellen Nachkriegsbebauung und zu den verbliebenen Baudenkmälern in der Nachbarschaft.
Ostfassade an der Wendenstraße

Ostfassade an der Wendenstraße

Am Nordende der Wendenstraße existierte bis in die jüngste Vergangenheit eine Baulücke mit provisorischer Flachbebauung: Zwischen zwei Brandgiebeln von viergeschossigen Gebäuden aus den 1950er Jahren war ein eingeschossiger Ladenbau errichtet. Der Hofbereich diente als ungestalteter Parkplatz. Die Parzelle reicht bis in die Nähe des markanten Zusammenflusses der drei innerstädtischen Okergräben südlich des Inselwalls.

In den Jahren 2011/12 entstand in der Baulücke und auf dem rückwärtigen Grundstück eine mehrteilige Wohnanlage. Bei den archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld der Baumaßnahme konnte ein ansehnlicher Rest der nördlichen Stadtmauer ausgegraben werden. Die Untersuchungen ergaben, dass dieser aus der Zeit Heinrichs des Löwen stammte (1178, dendrochronologische Datierung eines hölzernen Bauteils). Leider wurde dieses bedeutende Geschichtszeugnis im Zuge des Bauvorhabens beseitigt. Für das sorgfältig abgetragene Mauerfragment ist in der Nähe eine museale Präsentation vorgesehen.

Der mehrteilige Gebäudekomplex besteht aus einem straßenseitigen Vorderhaus und einer gestaffelten Bebauung im rückwärtigen Grundstücksbereich. Die beiden Bauteile sind nicht miteinander verbunden. Auch gestalterisch zeigen die Gebäudeteile signifikante Unterschiede. Für die Wirkung im Stadtraum erscheint die Ostfassade des Vorderhauses an der Wendenstraße prägend.

Der Baukörper des Vordergebäudes ist als schlichter Kubus in die Baulücke zwischen den Wohn- und Geschäftshäusern aus den 1950er Jahren eingepasst. Die beiden Nachkriegsgebäude zeigen Putzfassaden mit Schaufenstern im Erdgeschoss, Einzelfenster und Satteldächer mit Ziegeldeckung. Das Vorderhaus des Schubert-Hofes ist dagegen fünfgeschossig und schließt mit einem Flachdach ab. Seine Straßenfront weist eine betonte Horizontalgliederung auf. Die seitliche Lage der Hofdurchfahrt am südlichen Fassadenende verleiht ihr einen asymmetrischen Akzent. Über die Durchfahrt wird die zugehörige Hofbebauung erschlossen, außerdem birgt er im vorderen Bereich den Zugang in das Treppenhaus. Während die große, leicht hochrechteckige Torfahrt ohne Rahmung in die grauen Putzfassade eingeschnitten ist, sind sämtliche Fensteröffnungen in der Straßenfront gestalterisch zusammengezogen. Querrechteckige und leicht vorstehende Metallrahmungen vereinen die Fenster und die zwischenliegenden Wandbereiche zu Bändern, die sich in den drei obersten Stockwerken über die gesamte Front erstrecken. Im Erdgeschoss wechselt neben der Torfahrt eine höhere Fenstergruppe zur Belichtung des Treppenhauses mit einem hochliegenden und niedrigen, schlitzartigen Fensterband. Demnach zeigt sich das Erdgeschoss eher geschlossen. In den darüber liegenden Stockwerken sind die Fensterbänder von einheitlicher Höhe. Diese entspricht in etwa den Höhen der aus dem Kontinuum der Putzfassade hervorgehenden Brüstungszonen. Die eigentlichen Fensteröffnungen sind darin, der Grundrissstrukturen entsprechend, unregelmäßig verteilt. Sie wechseln hier mit Wandfeldern, die teilweise in Putz und teils aus beschichteten Kunststofftafeln gestaltet sind. Die Putzfelder variieren die graue Grundfarbe der Front, während die Tafeln von Gelb über Orange zu Hellgrün changieren.

Die nach südwesten ausgerichtete Rückfront ist mit ihren Balkonen bzw. Loggien zweischichtig aufgebaut. Ihre vertikale Gliederung erfolgt durch unterschiedlich breite, z.T. versetzt übereinander angeordnete Wandstreifen mit Holzverschalung. Die Balkonbrüstungen bestehen aus Milchglasscheiben.

Der abgetrennte, parkseitige Baukörper ist fünfgeschossig und an seiner südlichen Schmalseite gestaffelt und in den oberen Stockwerken abgetreppt. Im Nordteil ist die Flucht vom Erd- bis zum 3. Obergeschoss leichtverschwenkt. An der Nahtstelle befindet sich der Hauseingang mit einem über sämtliche Geschosse reichenden Treppenhausfenster. Vor den weiß gestrichenen Putzfassaden befinden sich Balkone mit Brüstungen aus Milchglas.

Mit dem Bau des Schubert-Hofes konnte eine der letzten Baulücken an der Wendenstraße geschlossen werden. In städtebaulicher Hinsicht bildet die Bebauung eine durchhaus sinnvolle Fassung des Straßenraums und eine Aufwertung des vom Inselwall und dem neu angelegten Fußweg (Neuer Geiershagen) einsichtigen Hofbereichs. Das straßenseitige Vorderhaus unterbricht mit seinem Kubus und Flachdach die Reihe der von Satteldächern abgeschlossenen Wohn- und Geschäftshäusern. Auch die Fassadengestaltung kontrastiert zu den konventionellen Lochfassaden der umgebenden Bebauung. Mit dem weitgehend geschlossenen, abweisend wirkenden Erdgeschoss ist ein weiterer Kontrapunkt zu den Nachbarhäusern gegeben. Trotz weiräumiger Zerstörung des Stadtquartiers sind im Umfeld noch Baudenkmäler vorhanden: Gegenüber liegt, an der Einmündung der Wilhelmstraße, das aus dem späten 18. Jahrhundert stammende ehemalige Armenkrankenhaus, dahinter befindet sich ein Grichtsgebäude aus den Jahren nach 1870. Hier schließt sich der Platz vor dem Wendentor mit den beiden Torhäusern von Krahe an. Auch zu dieser verbliebenen Denkmaltpopographie bildet die Gestaltung des Schuberthof-Vorderhauses einen erheblichem Gegensatz.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)