Wohn- und Geschäftshaus Breite Straße 25/26

Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Wohn- und Geschäftshaus
    • errichtet mit Einbeziehung älterer Bausubstanz (um 1910) in den frühen 1950er Jahren
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • geschlossene Bebauung an der Ostseite der Breiten Straße
    • Nachbargebäude: viergeschossige Putzbauten mit geneigten Dächern, im Süden das Stechinellihaus
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • viergeschossiges, traufständiges Stadthaus mit Satteldach
  4. Baukörpergestaltung

    • Baukörper mit leichtem Knick und Satteldach
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • bruchlose Einbindung in die ähnlich strukturierte Nachbarbebauung
  6. Fassadengestaltung

    • neunachsige Fassade mit Gesimsen über dem Erdgeschoss und an der Traufe
    • im Erdgeschoss Schaufenster und Eingänge sowie außermittige Hofeinfahrt
    • Obergeschosse mit gestuften Vertikalgliederungen (Lisenen) und kassettierten Brüstungen
  7. Detaillierung

    • feines Fassadenrelief
    • Quadratfenster mit senkrechter Binnenteilung
    • Lisenen seitlich der Durchfahrt breiter ausgebildet
  8. Materialien und Farbgebung

    • verputzter Mauerwerksbau
    • Erdgeschoss hellgrau gestrichen
    • Gliederung und Kassetten weiß, Wandrücklagen sonst hellrötlich gefasst
    • Ziegeldach
    • Kunststofffenster
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • Elemente klassischer Fassadengestaltung fügen sich in Straßenverlauf ein und setzen Akzent
    • asymmetrische und leicht geknickte Fassade erscheint spannungsvoll
  10. Abschließende Bewertung: + +

    • selbstverständlich erscheinende Schließung einer Baulücke unter Einbeziehung älterer Bausubstanz
    • Bezugnahme auf traditionelle Fassadengliederungen
Ansicht von Nordwesten

Ansicht von Nordwesten

Das viergeschossige Wohn- und Geschäftshaus Breite Straße 25/26 ist ein Bestandteil der geschlossenen Bebauung an der Ostseite des Breiten Weges. Im Süden grenzt es direkt an das nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute Stechinellihaus (Altstadtmarkt 8) und besitzt damit auch eine städtebauliche Wirkung für den entsprechenden Standpunkt auf dem Altstadtmarkt.

Ein leichter Knick in der insgesamt neunachsigen Fassade dokumentiert die ehemalige Parzellengrenze zwischen zwei unterschiedlichen Häusern. Der südliche, dreiachsige Gebäudeteil stammt im Kern noch aus der Zeit vor 1914, während der längere, nördliche Gebäudeteil nach der Zerstörung des dort einst vorhandenen Barockhauses Nr. 25 erst in den frühen 1950er Jahren errichtet wurde. Bei diesem Nachkriegsbau orientierte man sich am südlichen Nachbarhaus, das erneuert und in den Neubau einbezogen wurde.

Das Gebäude zeigt ein durch Profilierung abgesetztes Erdgeschoss, während die drei Obergeschosse mit einer vertikalen Gliederung durch Lisenen zusammengefasst sind. Über einem kräftigen Traufprofil erhebt sich ein ziegelgedecktes Satteldach. Das Erdgeschoss enthält zwei Ladenlokale mit Schaufenstern und Eingängen sowie eine asymmetrisch angeordnete Hofeinfahrt. Die breiteren Wandflächen seitlich dieser Durchfahrt setzen sich mit ebenfalls breiteren Lisenen in den Obergeschossen fort. Zwischen den fein gestuft ausgebildeten Lisenen befinden sich quadratische Fensteröffnungen. In den Brüstungsfeldern der Fenster sind leicht erhabene Wandfelder angeordnet, sie erinnern an eine Kassettierung.

Während das Erdgeschoss hellgrau gestrichen ist, zeigen die Gliederungen und Kassetten in den Obergeschossen eine weiße Farbgebung. Die Wandrück- lagen in den Brüstungen sind dagegen hellrötlich gefasst und korrespondieren mit der Farbgebung des Stechinellihauses. In den Obergeschossen befinden sich Kunststofffenster mit vertikaler Teilung.

Das Gebäude fügt sich ganz selbstverständlich in die von schlichten Putzbauten geprägte Straßenzeile ein. Der Fassadenknick und die asymmetrische Gliederung erzeugen ein unauffällig wirkendes Spannungsverhältnis. Mit den Gesimsen und den kassettierten Brüstungsfeldern sind Elemente traditioneller Architektur vorhanden. Durch den Einbau farblich abgestimmter Holzfenster wäre eine qualitative Verbesserung möglich.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)