Wohnhaus Adolfstraße 39d

Ansicht von Osten

Ansicht von Osten

  1. Nutzung, Bauzeit

    • Wohnhaus
    • errichtet 1980
  2. Städtebauliche Situation, Nachbargebäude

    • Grundstück an der Ostseite des Umflutgrabens
    • freistehende Bebauung an der Westseite der Adolfstraße
    • Nachbargebäude: im Norden gründerzeitliche Villa von 1877, im Süden ein Putzbau mit Walmdach aus den 1930er Jahren
  3. Geschossigkeit und Dachform

    • dreigeschossiger Bau mit leicht abgesetztem Walmdach
  4. Baukörpergestaltung

    • kubischer Baukörper, durch Vor- und Rücksprünge sowie Einschnitte aufgelockert
  5. Bezug von Baukörper und Dachform zur Umgebung

    • Maßstab und Dachform stehen im Einklang mit der umgebenden Wallringbebauung
  6. Fassadengestaltung

    • symmetrisch, Betonung der Mitte durch geschossübergreifenden weitgehend durchfensterten Einschnitt mit Segmentbogen, darüber Flachgiebel
    • im Erdgeschoss mittiger Vorbau mit Balkon, weiterer Balkon im 2. Obergeschoss
    • Gebäudeecken im Erdgeschoss mit Rundpfeilern und flankierenden Fenstern, in den Obergeschossen wandhohe Eckfenster, sonst kleinformatige Quadratfenster
    • Walmdach mit mittigem Zwerchhaus, davor überdachter Austritt
  7. Detaillierung

    • differenzierte Gestaltung setzt sich bis in die Details fort
    • Fenster betont vertikal geteilt
    • filigrane Stabgeländer
  8. Materialien und Farbgebung

    • Erdgeschoss mit Verkleidung durch graugelbe Natursteinplatten
    • Obergeschosse verputzt und mit gebrochen weißem Anstrich
    • Dachdeckung mit gefalztem, silbergrauen Zinkblech
    • weiß gestrichene Fenster
  9. Bezug der Materialien und Fassadengestaltung zur Umgebung

    • Naturstein, Putz und differenzierte Detaillierung harmonieren mit dem baulichen Umfeld
    • Metalldach fügt sich in das Gesamtkonzept des Entwurfs ein und beeinträchtigt die benachbarte Bebauung nicht
  10. Abschließende Bewertung: + + +

    • sinnfällige und selbstverständlich wirkende Schließung einer Baulücke durch eine Stadtvilla
    • fügt sich nahtlos in den vorhandenen Baubestand ein, ohne die Entstehungszeit zu verleugnen
Ansicht von Osten

Ansicht von Osten

In der Adolfstraße zeigen sich noch Ensembles von Stadtvillen und Wohnhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Im Südabschnitt der Straße befindet sich mit der Hausnummer 39d auch eine Stadtvilla von 1980. Das freistehende Gebäude ist in seiner direkten Nachbarschaft von einem qualitätvollen Villenbau aus dem Jahr 1877 (Nr. 40, Neorenaissance) und einem schlichten, gut proportionierten Putzbau mit Walmdach aus der Zeit um 1930 (Nr. 39c) umgeben.

Das hinter einem kleinen Vorgarten stehende Wohnhaus ist dreigeschossig und schließt mit einem leicht eingezogenen Walmdach ab. Seine Straßenfront ist symmetrisch und wird von einem breiten Fassadeneinschnitt zentriert. Der mittige Einschnitt ist mit einem Stichbogen überdeckt, darüber wird die Traufe von einem flachen Dreiecksgiebel durchbrochen. Das Erdgeschoss der Fassade ist mit Natursteinplatten verkleidet, sonst sind die Außenwandflächen verputzt und in gebrochenem Weiß gestrichen. Vor dem Fassadeneinschnitt schiebt sich im Erdgeschoss ein ebenfalls mit Steinplatten verkleideter Bauteil nach vorn, der im 1. Obergeschoss inen Balkon trägt. Er wirkt mit seinen Eckpfeilern als Altan.

Die Pfeiler begrenzen ein großes, differenziert gestaltetes Mittelfenster und schlitzartige Fenster an den Seiten. An den Ecken der Erdgeschossfassade befinden sich Rundpfeiler, die übereck von schlanken Fenstern flankiert sind. Über den Rundpfeilern sind die Gebäudekanten in beiden Stockwerken von zusammengezogenen, wandhohen Eckfenstern durchbrochen. An den Gebäudeecken wird damit ein raffiniertes Spiel mit dem Thema Tragen und Lasten angedeutet.

Der Fassadeneinschnitt ist in Fensterflächen aufgelöst und zeigt eingezogene Loggien. Dort ist im 2. Obergeschoss ein weiterer Balkon mit segmentbogigem Grundriss vorhanden. In den Wandflächen zwischen der Mittelöffnung und den Eckfenstern zeigen sich kleine Quadratfenster. An der Nordseitenfront befinden sich der Eingang und ein vorgewölbter Wandabschnitt, der die Lage des Treppenhauses anzeigt.

Das leicht zurückspringende und gestelzte Walmdach ist mit gefalzten Zinkplatten gedeckt. Über dem Flachgiebel der Straßenfront weist das Dach ein verglastes Zwerchhaus mit giebelförmig überdachtem Austritt auf.

Adolfstraße 39d ist ein gelungenes Beispiel für die Interpretation des klassischen Themas der Stadtvilla im Bereich des Wallrings. Obwohl im Gesamtkonzept und bei der Fassadengestaltung Motive der bauzeitlich aktuellen Formensprache der Postmoderne aufgenommen sind, kann man dem Haus eine zeitlos-gediegene Wirkung bescheinigen. Es fügt sich bruchlos in den Kontext der baulichen Umgebung ein, dies gilt auch für die Ansicht von der Flussseite.

Altan
Austritt (Balkon) über einem Vorbau, z.B. über einer Veranda
Aus- bzw. Vorkragung
über die Bauflucht vorspringendes Stockwerk bzw. Gebäudeteil
Brüstung
Wandbereich unter einer Fensteröffnung
Fasche
Rahmung einer Fassadenöffnung (Tür, Tor, Fenster) durch Putz- oder Farbstreifen bzw. mit hölzernen Bauteilen
Fensterband
Reihung von Fensteröffnungen, bei Treppenhäusern auch in senkrechter Anordnung möglich
Freigespärre
Vor einer Giebelfassade angeordnetes Dachgespärre zur Stützung eines entsprechenden Dachüberstandes, oft aus dekorativen Gründen errichtet
Fronton
unmittelbar über der Traufe vor der Dachfläche und quer zum First aufgesetzter Dreiecksgiebel
Gaube
hinter die Traufe zurückgesetzter Dachaufbau
Gesims
waagrechter Mauerstreifen oder entsprechendes Profil zur Fassadengliederung, häufig auch an der Traufe (Traufgesims, bei freistehenden Bauten auch Kranzgesims genannt)
Gewände
Einfassung einer Fassadenöffnung (Tür bzw. Fenster)
Kolonnade
offener Gang hinter einer Pfeiler- oder Säulenreihe
Lisene
flacher, senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung
Loggia
hinter einer Fassadenflucht eingezogener Freibereich mit Austritt
Mezzaningeschoss
niedriges Stockwerk, meist unter dem Dachansatz (Traufe) angeordnet
Okulus
kreisrunde Fensteröffnung
Ortgang
Kante einer Dachschräge am Giebel
Paneel
geschlossene Füllung in einer Vorhangfassade
Pilaster
senkrechter Mauerstreifen zur Fassadengliederung, entsprechend einer Säule mit Basis und Kapitell gesteltet
Pultdach
Dach mit einseitig geneigter Fläche
Risalit
vorspringender Fassadenbereich in gesamter Gebäudehöhe, meist als Mittel- oder Seitenrisalit
Segmentbogen
Bogen über einem Kreisausschnitt (kein voller Rundbogen)
Sohlbank
architektonisch betonter, unterer Abschluss einer Fensteröffnung
Staffelgeschoss
hinter die Traufe zurückspringendes Dachgeschoss, zumeist bei Flachdächern
Sturz
oberer Abschluss einer Wandöffnung (Tür bzw. Fenster)
Traufe
oberer, waagrechter Abschluss einer Fassade, bei geneigten Dächern die untere Dachkante
Vorhangfassade
vom Haupttragwerk eines Gebäudes abgelöste Fassade in Pfosten-Riegel-Konstruktion, oft großflächig verglast
Werkstein
durch Steinmetz bearbeiteter Naturstein
Zwerchhaus
unmittelbar über der Traufe in Fassadenflucht angeordneter Dachaufbau mit Giebel quer zum First (Zwerchgiebel)